Amberg. Die Kartoffeln sind schon geschält. Eine Strafarbeit. Schließlich braucht Gheorghe Avram Coras, der Koch im Circus Krone, stattliche 50 Kilo, um seine Gäste satt zu bekommen: Heute Mittag gibt's Schweine-nackensteak mit Bratkartoffeln, Salat und "Gute-Laune-Suppe". Die sei an Tagen wie heute wichtig, sagt Krone-Pressesprecherin Dr. Susanne Matzenau: Am ersten Gastspieltag regnet es fast ohne Unterbrechung. Da kommt ein heißer Trost aus der Küche gerade recht.
"Gitze", wie der Krone-Koch mit Spitznamen heißt, ist der Erste, der in der Zirkusstadt aktiv wird: Er steht um 4.30 Uhr auf, um den Boiler in seiner rollenden Küche anzuschalten, damit er heißes Wasser fürs Frühstück hat. Seine Gäste, das ist ein Großteil der Zirkusmannschaft - vom Stallburschen bis zur Tänzerin. Lediglich die Artisten versorgen sich selbst. Alle anderen verköstigt "Gitze" dreimal täglich mit Hausmannskost. "Das ist wie auf einem U-Boot", erklärt Susanne Matzenau: "Der Koch hält die Moral hoch: Ist das Essen gut, ist alles gut."
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Heike Unger | 02.05.2009 | Netzcode: 1812977 | 67 Mal gelesen.
Amberg
Probleme packt Toni in den Koffer
Blick hinter die Kulissen beim Circus Krone: Eine eigene Stadt mit Bürgermeister und Waschsalon
"Im Grunde hat Amberg ab heute einen neuen Stadtteil - Krone City", erklärt Susanne Matzenau. Tatsächlich bringt Europas größter Zirkus alles mit, was er zum Leben und Arbeiten braucht. Oder fast alles. Das Einzige, was Krone nicht selbst dabei hat, sind "Wasser in rauen Mengen (40 000 Liter am Tag, davon 70 Prozent für die Tiere) - und Zuschauer". Die Zirkusstadt ist auf mehrere Plätze verteilt: "Krone" ist so groß, dass er nur in wenigen deutschen Städten komplett auf einen Festplatz passt.
In Amberg logieren Zirkuszelt, die Ställe und Tiere und alles, was direkt für die Vorstellung gebraucht wird, auf dem Dultplatz. Die Mitarbeiter belegen mit ihren Wohnwägen und den Versorgungseinrichtungen zwei Grünflächen beim alten Drahthammer-Bahnhof. Neben dem Kaufland ist der Fuhrpark abgestellt: 22 große Zugmaschinen und die Packwagen, die nur zum Transport gebraucht werden. Und dann gibt es noch die bis zu 30 Meter langen Wohntrailer der Artisten, die auf dem Raigeringer Festplatz ihre eigene Kolonie bilden.
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Heike Unger | 02.05.2009 | Netzcode: 1812977 | 67 Mal gelesen.
Amberg
Probleme packt Toni in den Koffer
Blick hinter die Kulissen beim Circus Krone: Eine eigene Stadt mit Bürgermeister und Waschsalon
Zirkus mit Bürgermeister
Sogar einen "Bürgermeister" hat Krone. Diesen Titel trägt Claus Lehnert, der gerade mit einem Trecker noch einen Wagen an seinen Platz bugsiert. Lehnert ist verantwortlich für die Mannschaft, die Infrastruktur und den Aufbau. Der ist, gerade wenn er auf mehrere Plätze verteilt werden muss, eine Tüftelei und deshalb generalstabsmäßig geplant: für jeden Spielort neu, denn kein Gastspielplatz gleicht dem anderen.
30 Mal im Jahr wird bei Krone auf- und abgebaut. Entsprechend routiniert laufen die letzten Aufbauarbeiten. Es ist gegen 10 Uhr: Längst haben die Arbeiten in den Stallungen und den zirkuseigenen Werkstätten begonnen. Zum Tourneetross gehören eine Schneiderei, Schlosserei, Sattlerei und eine KfZ-Werkstatt. Während auf dem Zeltplatz fleißig gewerkelt wird, schlafen viele der Artisten noch. Kein Wunder, sie sind "Nachtarbeiter", deren Arbeitstag erst nach der Abendvorstellung nach 23 Uhr endet. Vormittags haben sie Zeit, einzukaufen, einige erkunden auch ihren Gastspielort. Susanne Matzenau gehört dazu: Sie schwärmt noch heute von der Landesausstellung, die sie beim Krone-Gastspiel 2003 in Amberg besucht hat.
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Heike Unger | 02.05.2009 | Netzcode: 1812977 | 67 Mal gelesen.
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Probleme packt Toni in den Koffer
Blick hinter die Kulissen beim Circus Krone: Eine eigene Stadt mit Bürgermeister und Waschsalon
Artisten proben nicht
Zurück auf dem Dultplatz führt der Weg zu den "Kron(e)-Juwelen", in den neuen Pferdestall, wo gerade die schneeweißen Araberhengste für eine Bewegungseinheit in der Manege fertig gemacht werden. Sie ist vormittags den Tieren vorbehalten - in erster Linie, um diese zu bewegen, erklärt Matzenau. Und die Artisten? Der Laie hört Überraschendes: "Unsere Artisten proben nicht." Krone verpflichte nur die Besten ihres Faches, die müssten ihre Nummern nicht mehr trainieren.
Überall finden sich Hinweise, dass die Tiere nicht gefüttert werden dürfen: Ein Appell an die Besucher, die den Krone-Zoo täglich ab 10 Uhr erkunden können. Futter bekommen die Vierbeiner ausreichend. Gerade ist ein Landwirt aus Amberg mit einer großen Ladung Heu gekommen, die jetzt abgeladen wird. Der Maschinenring vermittelt solche lokalen Lieferungen. Im Stall der Elefanten ist es mollig warm - die Dickhäuter haben ihre eigene Heizung. Und sie brauchen am meisten Futter: Jeder der sieben Elefanten frisst pro Tag zwei Zentner Stroh, einen Zentner Heu, 15 Kilo Brot und etwa zehn Kilo Frischfutter. Während die Löwen den Rest des Vormittags verdösen, richtet sich im Umkleidewagen hinter dem Zirkuszelt das Ballett ein. Jede der zwölf Tänzerinnen schlüpft während der Vorstellung in sieben bis acht Kostüme: Anstelle von Ansagen kündigt das Ballett durch seine Kostüme die Darbietungen an.
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Heike Unger | 02.05.2009 | Netzcode: 1812977 | 67 Mal gelesen.
Amberg
Probleme packt Toni in den Koffer
Blick hinter die Kulissen beim Circus Krone: Eine eigene Stadt mit Bürgermeister und Waschsalon
Um 14 Uhr läutet die große Glocke hinterm Zelt: Das weit hörbare Zeichen, dass sich alle für den Einlass bereit machen müssen. Ein zweites Glockensignal wenig später markiert den Zeitpunkt, ab dem die Zuschauer ins Zelt kommen.
Familientradition: Lachen
Obwohl es nur noch wenige Minuten bis zum Beginn der Vorstellung sind, hat Chefclown Toni Alexis noch Zeit für einen Plausch. Während er und seine Frau Jeanette sich schminken, verrät Toni, dass er nächstes Jahr sein 50-jähriges Clownjubiläum hat. Für ihn war klar, dass er Spaßmacher beim Zirkus werden würde: "Schon mein Urgroßvater, mein Großvater und mein Vater waren Clowns." Und seine beiden Söhne setzen diese Familientradition fort - sehr zur Freude des Vaters. Der hätte zwar auch nichts dagegen gehabt, wenn sie einen Beruf außerhalb der Manege gewählt hätten. Aber dass sie in seine Fußstapfen getreten sind, macht den Papa doch ziemlich stolz.
Natürlich hat auch ein Clown Probleme. "So wie jeder Mensch", sagt Toni. Doch davon darf das Publikum nichts mitbekommen. Toni hat dafür seinen "unsichtbaren Koffer": "In den kommen alle Probleme vor der Vorstellung rein", erklärt er verschmitzt - damit er ganz befreit mit seinem Publikum lachen kann. "Das Schönste im Leben ist doch das Lachen." Sagt's, setzt seinen roten Clownhut auf und marschiert in die Manege, wo jetzt die erste Vorstellung beginnt.
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